Liquidität und Eigenkapitalbildung in der landwirtschaftlichen Unternehmung
Eine gesunde Liquidität und eine kontinuierliche Eigenkapitalbildung garantieren ein langfristiges Überleben des landwirtschaftlichen Betriebes und ein sicheres Auskommen im Alter.
«Die Liquidität ist für den Betrieb, wie die Luft für den Menschen zum Atmen. Ohne Geld überlebt das Unternehmen nicht.»
Wie für jedes Unternehmen, gibt es auch für den Landwirtschaftsbetrieb zentrale betriebswirtschaftliche Kennzahlen, welche den Fortbestand garantieren. Ein wichtiges Kriterium ist die Liquidität. Denn ohne genügend Geld auf dem Bankkonto oder in der Kasse, geht jedes Unternehmen zu Grunde. Die Liquidität ist für einen Landwirtschaftsbetrieb wie der Sauerstoff für den Menschen zum Atmen. Geht die Luft aus, lässt es sich schlecht leben.
Aus diesem Grund muss der Betriebsleiter bemüht sein, sicherzustellen, dass der Betrieb jederzeit seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Das heisst, er muss die saisonalen Schwankungen kennen. Ist die Liquidität einmal knapp, sollte er aktiv auf seine Lieferanten zugehen und nachfragen, ob ein Zahlungsaufschub oder eine Ratenzahlung möglich wäre. Meist gehen Lieferanten darauf ein und gewähren einen Aufschub oder eine Ratenzahlung.
Sollte die Zahlungsbereitschaft hingegen permanent schlecht sein, lohnt es sich, eine betriebswirtschaftliche Beratung (zum Beispiel beim Zürcher Bauernverband) in Anspruch zu nehmen, um die Liquiditätsbasis langfristig wieder zu sichern. Häufig sehen wir, dass sich durch eine fehlende Liquidität auch schnell noch weitere Probleme, wie körperliche und psychische Überlastungen sowie Konflikte im privaten Umfeld, häufen.
Eine weitere Kennzahl ist die Eigenkapitalbildung. Das heisst, erwirtschaftet der Betrieb genügend Gewinn, um den Privatverbrauch der Familie zu sichern? Dabei sind unselbständige Nebeneinkommen wie Lohneinkommen, Renten und Kinderzulagen beim Privatverbrauch in Abzug zu bringen.
Bei der Berechnung ist ausserdem zu beachten, dass allfällige Kapitaleinlagen aus privaten Konten, Erbschaften wie auch private Kapitalrückzüge und Einlagen in private Bankkonten, nicht berücksichtig werden dürfen.

Über die Jahre betrachtet, sollte ein Betrieb eine positive Eigenkapitalbildung aufweisen, um seinen Fortbestand zu sichern. Das gebildete Eigenkapital muss dazu dienen, den Betrieb weiterzuentwickeln (Vergrösserung, Technisierung, Modernisierung). Zudem ist ein Kostenanstieg bei den Betriebs- und Privatausgaben (z.B. Energiepreise, Krankenkassenprämien) zu kompensieren.
Natürlich kommt es auch immer darauf an, in welcher Phase sich das landwirtschaftliche Unternehmen befindet. Bei einem Betrieb im Aufbau, beträgt der Eigenfinanzierungsgrad in der Regel 20 bis 40% vom Gesamtkapital. Steht ein Betrieb kurz vor der Übergabe, sollte der Eigenfinanzierungsgrad etwa 60 bis 90 % betragen. Diese Steigerung kann durch Investitionen, Barmittelreserven und permanente Rückzahlungen des Fremdkapitals erreicht werden.
Ein hohes Eigenkapital dient auch zur finanziellen Absicherung im Alter. Natürlich muss hier eine Gesamtbetrachtung vorgenommen werden. Dazu gehört auch das private Vermögen, welches nicht in der Buchhaltung aufgeführt ist. In der Steuererklärung sind alle Vermögenswerte deklariert. Guthaben aus der privaten und beruflichen Vorsorge sind auch einzubeziehen.
Diese Gesamtübersicht ist wichtig, um zu wissen, ob im Rentenalter genügend Kapital zur Verfügung steht, um den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten.
AGRO-Treuhand Region Zürich AG
Hans Ulrich Sturzenegger